Mit eigentlich wenig Hoffnungen ist die 1. Viernheimer Mannschaft zum heutigen Auswärtskampf nach Hofheim gefahren. Die Gastgeber hatten sich als Tabellenführer das klare Ziel Meisterschaft und Aufstieg gesetzt, während wir aufgrund von Terminüberschneidungen mit anderen Turnieren heute auf sämtliche unserer Großmeister verzichten mußten.
Dementsprechend war Hofheim auch an allen 8 Brettern nominell besser und war mit insgesamt ca. 1000 Wertungspunkten im Vorteil - was eigentlich einen klaren Sieg erwarten läßt. Der tatsächliche Wettkampf lief dann aber für das Viernheimer Team viel besser als erwartet und es gelang uns ein sensationeller Sieg mit 4,5:3,5. Damit verbunden ist nicht nur der endgültige Klassenerhalt, sondern auch die alleinige Tabellenführung in der 2. Bundesliga Süd.
Der Wettkampf begann mit einem schnellen Schwarzsieg von Pierre Carbonnel (Brett 4) in einer ultrascharfen Variante des sizilianischen Drachenverteidigung (mehr dazu siehe unten). Besonders überraschend - aber völlig verdient und auch überzeugend! - war der Sieg unseres IM Maximilian Meinhardt an Brett 2 gegen der früheren deutschen Meister und Nationalspieler, GM Jörg Hickl. IM Günther Beikert spielte gegen den zweiten Hofheimer Großmeister, Gennadi Ginsburg, ebenfalls eine starke Partie und versäumte im technisch schwierigen Endspiel am Ende nur sehr knapp den vollen Punkt.
IM Andreas Mandel spielte Remis an Brett 3, ebenso Stefan Schmidt (Brett 8) gegen seinen ebenfalls deutlich stärkeren Gegner, während Volker Jacob (Brett 6) und Stefan Martin (Brett 7) die Überlegenheit ihrer jeweiligen Gegner anerkennen mußten. Für den Wettkampf mitentscheidend war damit die Partie von Stefan Spiegel an Brett 5, der gegen seinen nominell favorisierten Gegner in der Eröffnung keinen Vorteil erzielen konnte, durch rechtzeitiges Gegenspiel in etwas unbequemerer Stellung aber auch einen entscheidenden Nachteil vermeiden konnte. Danach verlor sein Gegner langsam den Faden und geriet - möglicherweise auch angesichts des unerwarteten Wettkampfverlaufs - am Ende sogar in Nachteil. Den erkämpften Vorteil gab Stefan dann nicht mehr her und schloß die Partie wenig später zum 4,5-Sieg für Viernheim ab.
In den beiden kommenden Runden erwarten Viernheim I mit Schott Mainz (17.03., in Mainz) und OSG Baden-Baden II (14.04., in Viernheim) nun weitere sehr starke Gegner, gegen die es nur bei optimalem Verlauf gelingen wird, die unerwartete Tabellenführung zu verteidigen. Noch darf aber sogar vom Aufstieg geträumt werden!
Zurück zur Partie von Pierre: Die folgende Stellung entstand nach dem letzten Zug von Schwarz, 18. ... Sxe4, in einem für den "Drachen" typischen Opferangriff von Schwarz. Weiß kann nun nicht 19.Sxe4 spielen, da nach 19. ... Txc2 der Mattangriff gegen den weißen König nicht mehr sinnvoll zu parieren ist - auch wegen der Fernwirkung des Läufers auf g7.
J.-C. Schroeder - P. Carbonnel, nach 18. ... Sxe4.
Wie ging es nach 19.fxg4 weiter ?
Es folgte das ebenfalls typische Opfer 19. ... Txc3 20.bxc3 Sxc3 21.Dd2 und nun der stille Zug 21. ... Da8 !
Obwohl Weiß momentan einen ganzen Turm mehr hat, ist er völlig wehrlos (Hauptdrohung: Dd5 nebst Matt auf 2) und gab hier bereits auf. Einige typische Varianten:
22.Dd3 Dd5 23.Da6 (deckt a2!) Tc4, gefolgt von Ta4; von Pierre geplant war 22. ... e5 23.h4 Dd5 und Weiß ist ebenfalls wehrlos.
22.Tb1 Dd5 und 23.Tb2 Dxh1+ oder 23.Sb3 Se4+
Oder das relativ beste 22.Dc1 Tc4 23.The1 Sxd1 24.Txd1 Dc8 (siehe nachfolgendes Diagramm) und Weiß ist gegen die zahlreichen Drohungen wehrlos, obwohl er immer noch eine Mehrfigur hat.
Von Pierre geplant war hier die Gewinnführung 22. ... Dd5 23.Da3 Lxd4 24.Lxd4 Sxd1 25.Txd1 e5 26.Da6 Tc4 nebst exd4 und Weiß kann sich wiederum nicht befreien und ist wehrlos.
Bitte alles weitere als kleines Training selbst herausfinden!
Nach 24. ... Dc8.